Ane Lhamo wurde 2006 als Nonne in der tibetisch-buddhistischen Tradition ordiniert. Ursprünglich aus Garmisch-Partenkirchen stammend, entwickelte Ane Lhamo 1995 ein starkes Interesse am Buddhismus und besuchte 1997 ihr erstes buddhistisches Retreat. Später, im Jahr 2004, zog sie nach Frankreich und ließ sich in Lerab Ling nieder, einem wichtigen Zentrum des tibetischen Buddhismus in der Nähe von Montpellier im Languedoc.
Ane Lhamo wurde von Trulshik Rinpoche Ngawang Chökyi Lodrö (1924-2011), einem der am meisten verehrten buddhistischen Meister seiner Zeit, in den tibetischen Nyingma monastischen Orden ordiniert. Die Ordination fand in Boudhanath in Nepal statt, einem heiligen Wallfahrtsort für alle Himalaya-Buddhisten. Seitdem lebt sie weiterhin in der monastischen Gemeinschaft in Lerab Ling und wurde 2018 Leiterin der Kongregation.
Wenn ich mich nicht irre, haben Sie einen Hintergrund zum Pflegeberuf - können Sie uns über Ihre ersten Erfahrungen daraus berichten?
Das war vor etwa 20 Jahren, als ich noch in Deutschland lebte. Ich war Freiwillige in einem Hospiz in Köln. Damals stand die Palliativpflege noch ganz am Anfang und unsere Palliative-Station in Köln war eine der ersten, die gegründet wurde. Die Menschen dort hatten eine wunderbare Motivation und ich habe sehr gute Erinnerungen an die Arbeit mit ihnen. Ich habe an einem christlich geleiteten Ausbildungsprogramm für Hospiz-Ehrenamt teilgenommen. Ich kann mich erinnern, dass ich damals dachte, wenn es jemals die Möglichkeit gäbe buddhistischer Seelsorger zu werden, dann würde ich das gerne tun.
Wie haben Sie Ihre Zeit hier in Sukhavati verbracht?
Ich habe viele Jahre Erfahrung mit dem Leben in einer Gemeinschaft und dachte, dass dies hier in Sukhavati, mit einer kleinen Gemeinschaft buddhistischer Praktizierender, von einigem Nutzen sein könnte. Ich habe mich der Gemeinschaft in ihren täglichen Praxissitzungen (gemeinsames Gebet) angeschlossen, und habe versucht ihnen dabei zu helfen, neue und flexible Wege zu finden zusammenzukommen und dabei mehr Menschen einzubeziehen.
Während meines gesamten Aufenthalts musste ich fast jeden Tag an Videokonferenzsitzungen mit meinen Kollegen in Frankreich teilnehmen, so dass es für mich schwierig war, mich auf einen festen Zeitplan festzulegen.
Wir trafen uns einmal pro Woche, um einen neuen Praxisplan zu erstellen, und ich denke, diese Übung an sich hat uns geholfen, neue Wege zu finden, um die spirituelle Aktivität zu organisieren.
Ich habe mich auch mit einzelnen Mitgliedern der spirituellen Gemeinschaft getroffen und versucht, sie dabei zu unterstützen, wie sie ihr gemeinsames Leben hier miteinander teilen.
Natürlich hat das Gemeinschaftsleben seine Herausforderungen und ist nicht immer einfach - ich habe reichlich Erfahrung damit! Ich habe sie ermutigt, mehr Ausflüge und gemeinschaftliche Unternehmungen zu organisieren, die sie auf entspannte und gelassenen Weise gemeinsam genießen können. Wir hatten zum Beispiel eine wunderbare Bootsfahrt auf dem See. Ich denke, das kann sehr hilfreich sein.
Ich habe auch Zeit mit einigen der Patienten hier verbracht, indem ich sie in aller Ruhe begleitete oder diejenigen, die einen Rollstuhl benutzen, für kurze Ausflüge außerhalb des Gebäudes mitnahm. Gegen Ende meines Aufenthaltes traf ich auch das Pflegeteam, und sie hatten die Gelegenheit, mir alle erdenklichen Fragen zu stellen. Das war sehr bereichernd.
Was hat Ihnen Ihre Zeit hier persönlich gebracht?
Es hat für mich tatsächlich einen großen Unterschied gemacht, wieder so lange in meinem Heimatland zu sein, meine Muttersprache zu sprechen und unter Deutschen zu sein. Die Kultur in den jeweiligen Ländern ist verschieden, und man muss in fremden Kulturen immer aufpassen nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Da ich in nun in meiner eigenen Kultur war konnte ich auf einer tiefen Ebene entspannen. Das war eine ziemliche Entdeckung für mich!
Was hat Sie an Sukhavati beeindruckt?
Ich denke, die Vielfalt der Menschen und Aktivitäten hier steht in einem guten Verhältnis. Die Art und Weise, wie Sukhavati Pflege, Gemeinschaft und Bildung zusammenbringt, ist ein gutes Modell. Es gibt hier Menschen jeden Alters, Kinder, Hunde... es ist sehr lebendig. Natürlich ist die Natur hier sehr schön, vor allem der See und seine Umgebung. Ich bin sehr naturverbunden, daher war dies eine wahre Freude für mich.
Die Menschen haben Ihre Anwesenheit hier sehr geschätzt und hoffen, Sie wiederzusehen. Werden Sie wiederkommen?
Ja, natürlich, ich würde mich freuen, wiederzukommen. Ich muss das nur noch mit meinen Verpflichtungen in Lerab Ling in Einklang bringen, aber wenn es dort ruhig ist, sollte es möglich sein.